Absurditäten des Alltags

07.05.2014 21:25

Absurditätenalltag

 

 

Es ist Acht Uhr und Dreißig Minuten“ – quakt mein sprechender Wecker. Irgendwann einmal habe ich in einem Spielfilm, ich glaub’ es war ‚Starman’ von John Carpenter, einen sprechenden Wecker gesehen, oder sagt man da gehört? Ich war gleich so begeistert, dass ich mich auf die Socke gemacht habe und auf der Suche nach so einem Wecker durch Halb Wien gehatscht bin.

Fantastische 90 Minuten Unterhaltung – nicht der Wecker, der Spielfilm.

Mein erste Gedanke ist: „Warum läutet der Wecker denn so zeitig?“ Normalerweise ist er auf 14 Uhr eingestellt. Doch dann fällt mir ein, dass ja Heute „Putztag“ angesagt ist. Putztag – Bäh! Schon alleine der Gedanke daran lässt mich nicht aus dem Bett steigen. Viel lieber wäre mir jetzt, wenn meine mollig warme weiche Frau neben mir liegt und wir innig und fest kuscheln, bis der Wecker läutet. Also sozusagen um 14 Uhr…

 

Doch „Zack“ aus dem Bett gesprungen, schnell fünfzehn Liegestütz’ gemacht, starte ich in den neuen Tag, in den Putztag.

 

Eigentlich hasse ich Putztage! Also nicht, dass ihr glaubt, dass ich nicht gern putze. Damit hab’ ich kein Problem. Es liegt mehr daran, dass mich der Putztag hasst. Is’ nämlich so, wenn ich anfange mit dem Staubwedel Staub zu wischen, so passiert's, dass mir die vielen kleinen Nippesfiguren, die in den unzähligen Regalen herumstehen, herunterfallen und zerbrechen – sozusagen in Serie!

Also eigentlich kann ich mich nicht erinnern, dass jemals  k e i n e  Figur kaputt ging. Es scheint, dass mir dieser kleine „Nippes-Scheiss“ nicht wohlgesinnt ist. Ja und das komische an der Sache ist, dass, selbst durch mein unbeabsichtigtes Zerbrechen der kleinen Dinger, diese laufend Nachwuchs bekommen. Kaum is’ ein Stück kaputt gegangen, stehen dafür schon wieder zwei Neue im Regal. Sollte ich jemals das Nest finden, wo sie sich vermehren, so werd’ ich das aber gehörig ausradieren, so richtig „peterminatormäßig“ zerstören, „He, ich bin ein Cyborg und komme aus der Zukunft! Dein Nippesleben ist kurz!“

 Ratatatata - und aus!!!

 

Ich hab’ schon mal versucht, die Regale auszulassen, wo der Nippes-Dreck steht. Keine Chance! Es passieren dann noch andere Absurditäten. Fenster vom Schlafzimmer und der Küche offen. Ein kräftiger Windstoss, und schon ist der im Weg stehende Nippes-Krims Krams vom Regal gefegt und zerstört am Boden liegend.

 

Hab’ aber damit kein Problem mehr. Ich hab’s nämlich aufgegeben. Ich wische einfach keinen Staub mehr. Und so kann auch nix mehr passieren.

Also manchmal denk’ ich mir,  Irgendwer da oben ist mir nicht wohlgesinnt. Ist es einer der griechischen Götter, oder Buddha, oder gar Gott selbst!?! Denn nur mir passieren so groteske Kuriositäten, Absurditäten.

Ich geh’ einkaufen. Was is’, vom Einkaufswagen löst sich das Rad. Ich bin damit beschäftigt, es wieder zu montieren und bekomme dabei ölverschmierte Hände.

 

Oder ich geh’ im Stiegenhaus eine Zigarette rauchen. Lass die Wohnungstür’ angelehnt. „Bamm“ - ein kräftiger Windstoß, die Tür schnappt zu und ich steh’ im Pyjama, ohne Schlüssel und ohne Handy, da…

So hab’ ich manche Nachmittage bei meiner Nachbarin verbracht. Es gibt nur einen Trost, meine Nachbarin ist eine äußert attraktive Schnitte mit gepimpter Model-Figur. Ich denk’ mir, wir sollten eigentlich unsere Wohnungen zusammenlegen.

 

Ja, ja, so geht es weiter mit den kleinen Absurditäten des Alltags.

 

Ich steh' bei der Bushaltestelle, will in das öffentliche Niederflurtransportkraftfahrzeug einsteigen. Da geht vor meiner Nase die pneumatische Türe zu. Shit! Entdecke, dass am Ende des Niederflurtaxis die Türen noch offen sind. Stürze also mit schnellen Schritten hin, doch „Bamm“,  vor meiner Nase schließen sich  die verkackten Türen. Der Bus fährt ab und die Anzeigetafel strahlt mir in riesengroßen Lettern ins Gesicht: „Alter, der nächste Bus ist erst in 12 Minuten zu sehen – Relax!“

 

Was tun? Im Roman weiterlesen. Nehm' also den Schmöker aus meiner Umhängetasche und schlage die mit dem Lesezeichen markierte Seite auf. Stell’ aber gleich fest, dass ich das Kapitel schon gelesen habe. Irgendwer auf dieser Erde hat mir das Lesezeichen in das Buch falsch gelegt. Ich tippe auf Pumuckl. Denn irgendjemand muss ja der Schuldige sein. Endlich ist der Bus da. Keine Schwierigkeit beim Einsteigen. Will den Fahrschein entwerten. Was is,’ das Blechkastl’ ist außer Betrieb. Bin dadurch gezwungen, einen sauteuren Fahrschein zu kaufen. Stelle aber fest, dass ich keine einzige zum Euro mutierte Schillingmünze habe. Zuguterletzt kann mir kein Mitfahrgast des Niederflurgefährts einen 200 Euro Schein wechseln. Ich bin somit dazu verdammt, „Schwarz“ zu fahren. Eh klar, zwei Stationen später steigt ein Kontrollorgan der Fahrscheinentwertung ein. Mein Argument, dass mir niemand einen 200 Euro Schein wechseln kann, stößt auf taube Ohren. Diese Musikantenstadlfresse nimmt meine persönlichen Daten auf und drückt mir einen Erlagschein, zahlbar innerhalb von 14 Tagen, in meine einkaufsradölverschmierte Pratze.

 

Solche kleine Absurditäten des Alltags könnte ich Seitenweise aufzählen, ja ein ganzes Buch damit befüllen. Doch was hat das jetzt mit meinem Putztag zu tun?

 

Nun, ich habe in Sachen „prinzipiell gehen bei mir Nippes-Figuren kaputt“  d i e  perfekte Lösung gefunden: am Putztag kommt mein Schwager zu mir und fegt mit dem Swiffer durch die Gegend.

Lediglich diese neue Sache ist unangenehm: Der Staubsauger bläst den ganzen Müll hinten wieder raus. Da ist der Staubsack leck. Gott, womit hab’ ich das verdient …