Unlängst ging ich raschen Schrittes in der Fußgängerzone

12.05.2014 11:15

Unlängst ging ich raschen Schrittes in der Fußgängerzone, rasch aus dem Grund, da ich mit einer rattenscharfen Frau verabredet war und ich schon spät unterwegs war. Ich konnte mich, wieder mal, nicht vom Computer trennen. Eine Sucht, ich geb’s zu. Aber ich schweife schon wieder ab…

 

Also: Unlängst ging ich raschen Schrittes in der Fußgängerzone, da stellte sich plötzlich ein Mädchen in den Weg und hielt mir eine „Dickmannsgrosse Schwedenbombe vor den Mund. Zuerst wollte ich reinbeißen, denn ich liebe Schwedenbomben, vor allem dann, wenn sie von Dickmanns sind – Mann, sind die „Dickmann…“

 

Abrupt angehalten, und das große Ding vor der Nase, stellte ich fest, dass es ein Mikrofon war, also ein Mikro wie heute auf Neudeutsch viele Wörter und Bezeichnungen abgekürzt werden. Das Mädchen, blond, ein bisschen drall, so wie ich es liebe, hielt mir das monströse Ding vor die Nase. Mit einem Colgate-Zahnpastagrinsen sprang sie mich an:

 

„Lesen, kochen, bohren!“

 

Oder:

 

„Rechnen, nähen, schreiben.“

 „Nichtstun oder Dichten.“

„Die Menschheit ist ein Gewimmel aus Tätigkeiten.“

„Welche davon sind für Dich angenehm?“

 

Im ersten Moment fiel mir nichts dazu ein. Ich musste noch überlegen, oder besser gesagt, noch mal im Geiste alles wiederholen, was dieses füllige Mikroblondchen von sich gegeben hat. Bohren? Schreiben? Dichten? Nichtstun? Angenehm? Mit finstrer Miene fing ich an:

 

„Also in guten Zeiten, war mir das Lesen von Fachliteratur für mein Studium eine Freude. Und die kocherei in den Lesepausen liebte ich. Aber das ist gestorben.

 

Apropos gestorben, sag, willst du dich nicht einen Eisbecher lang in eine Eisdiele setzen? – sprach ich melodisch und lächelte ebenfalls mit einem Colgate geputzten Grinsen die blonde Mikro Maid an.

 

„Äh! Ahem! – Ja, nein, vielleicht! Nein, doch nicht. Ich hab’ zu tun. Bin beschäftigt. Damit beschäftigt Leute zu interviewen. Vielleicht ein andermal. Oder wart’ mal, es geht doch. Sagen wir so am späten Nachmittag. Vielleicht so um 4 Uhr herum. Oder doch nicht! Um vier sitze ich wahrscheinlich noch im Schneideraum und quäl’ mich mit dem Ergebnis der Interviews herum. Also warte, besser wär’s um 6 Uhr, da hab ich garantiert Zeit.“

 

„Doch jetzt noch mal zur Frage zurück. Welche sind für dich angenehm?“ – stammelte das Drallblondchen herum und wackelte dabei mit ihrem Kopf hin und her.

 

„Welche, was?“ – fragte ich nach.

 

„Was, welche was? Ach so, welche Tätigkeiten sind für dich angenehm?“

 

„Vor lauter Ja und Nein und Vielleicht in Sachen Eisbecheressengehen habe ich aber die Tätigkeiten vergessen. Kurz gesagt, kannst Du mir noch mal die Sachen aufzählen? Irgendwie hab’ ich jetzt eine kleine Gedächtnislücke!  - Sag, war da auch Anbaggern dabei?“

 

„Anbaggern? Anbaggern! Ja, Nein! Ich weiß nicht? Gut, ich fang’ noch mal von vorn an. Lesen kochen, bohren. Oder rechnen, nähen, schreiben…“

 

„Schon gut – ich hab’s wieder“ – unterbrach ich das wie Pamela Anderson aussehende Girlie. „Mir fällt alles wieder ein. Also, welche würde ich gerne ausüben? Nun, bohren, ja bohren übe ich mit einer derartigen Hingabe aus, das kannst du dir nicht vorstellen. Hab’ mir sogar eine SuperTruperÜberTrüber-Bohrmaschine mit allem Schnick Schnack gekauft. Ich sag’ Dir, die bohrt Löcher, also ich könnte aus deiner Wohnung einen Schweizer Käse machen. Apropos Käse, baggern, genauer gesagt anbaggern. Ja genau das, das is’ mir sogar lieber. Da werd ich scharf. Apropos scharf. Wie ist das jetzt mit dem Eisbecherschlecken. Wie war da noch mal Deine Zusage?

 

„Zusage? Ahem! Hab’ ich schon eine Zusage gegeben? Ich glaub’ ja. Da war doch zuletzt die Rede von 6 Uhr – oder? Apropos Rede, ich muss mit meinem Interview weitermachen“ – sprach verdattert der blonde Anderson Verschnitt. Obwohl, Gina Wild, die is’ auch rattenscharf. Und wenn ich das Mikro-Mädchen so von der Seite anseh’. Sieht sie dieser Sexbombe von Gina Wild ein bisschen ähnlich…

 

„Braucht man für diese Tätigkeiten Gleichgesinnte oder kann Mann/Frau sie auch einfach so tun?“ – sprach die blonde Maus weiter und hielt mir wieder das Mikro vor die Nase.

 

„Kann Mann/Frau sie auch einfach so tun? Na klar. Ich denk’ mir, ich bin ganze Zeit dran!“

 

„Dran an was?“

 

„Dran am Anbaggern. Gut 6 Uhr in der Eisdiele da vorn an der Ecke.“

 

„Gebongt!“ – antwortete die Mikro-Maus. „Doch um zu einem Abschluss meines Interviews zu kommen, die letzte Frage. Welche Stimmung bringt Dich zum dichten!?!

 

„Nun, um auch von meiner Seite zu einem Abschluss zu kommen, hier meine Antwort: Ich brauche unbedingt einen Schreibimpuls, um mich hinzusetzen und mit Freude eine Geschichte aufs Papier zu bringen. Dann lese ich den Impuls nur einmal durch und schreibe gleich wild drauf los:

 

„Unlängst ging ich raschen Schrittes in der Fußgängerzone, rasch aus dem Grund, weil ich mit einer rattenscharfen Frau verabredet war und ich schon spät unterwegs war….“

 

„…um 6 Uhr. Treffen in der Eisdiele. Übrigens, von welchem Radiosender bist du eigentlich…“